Montag, 2. März 2009

Doping in der NBA -Teil 3- The Birdman

Es folgt der dritte Teil der exklusiven Serie über den Fall des Chris Andersen auch bekannt als der "Birdman" und Publikumsliebling bei den Denver Nuggets:
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NBA Preview; Sports Illustrated: Flightless Birdman (2006)
Sports Illustrated ist ein wöchentlich erscheinendes, amerikanisches Sportmagazin. Es wird von ungefähr 23 Millionen Menschen gelesen und gehört mittlerweile dem Mediagiganten Time Warner.
Die Fakten zum Doping - Skandal werden in dem Online - Artikel geschickt verknüpft mit der Lebensgeschichte Andersens und seinen familiären Problemen. Dass Andersen 2005 sowohl von seiner Freundin verlassen, als auch den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen und Hurricane Katrina sein Haus zerstört hat, wird als Grund für seine enorme Gewichtzunahme und den gesteigerten Alkoholkonsum genannt. Demnach sollte Andersen nur bemitleidet werden. Des Weiteren erläutert Andersen in einem Interview seine Gefühle nach dem Ausschluss aus der NBA. Andersen will sich nicht genau zu dem schweren Missbrauch bestimmter Doping-Mittel äußern.

He won’t reveal which drug was in his system but, as he puts it, lets just say all that (excess) weight went away.And is it fair that an NBA player could fail four tests for steroids before facing banishment? Andersen has no interest in going there. The rules are the rules, he says.

Vielmehr wird die Textrezeption der Leser massiv durch den Einsatz von Metaphern bzgl. des Birdman beeinflusst. In diesem Artikel wird erklärt, warum dem Birdman die Flügel gestutzt werden. But in the summer of 2005, the Birdman’s wings got clipped. Der Autor liefernd die nicht zu hinterfragenden Fakten, dass Andersen aus seinen Fehlern gelernt hat.

Honestly, the worst thing that could have happened to me is turning out to be the best thing, he says.


Denver Post: Birdman flying straight, narrow (2006)

Die Denver Post ist eine Zeitung aus Denver Colorado. Sie gehört zu den 50 Zeitschriften mit der größten Auflage in den USA. Mehr als zwei Millionen Menschen besuchen die Website der Denver Post jeden Monat.
In dem Artikel Birdman flying straight, narrow vom 03.09.2006 stellt der Autor Marc J. Spears Chris Andersen als Opfer dar. Verfolgt man sein Argumentationsmuster, so scheint es, als habe der Alkoholkonsum Andersens Karriere zerstört.

Andersen, in his first interview since the suspension, told me this past week that it was his use of alcohol that led to the ruination of his NBA career.

In diesem Artikel treten Wörter in Verbindung mit dem Wortfeld Trinken auf, (pineade, alcohol, drinking), um die Leser in eine Gewisse Denkrichtung zu lenken (vgl. POLLAK 2002, 43). „Interessant ist hierbei vor allem, dass durch derartige lexikalische Häufungen und Verknüpfungen sehr oft auch inhaltliche Verbindungs- und Fokuspunkte markiert werden“ (POLLAK 2002, 43).
Indem der Autor sich der biographischen Erzählung bedient, stellt er die Nähe zu Andersen her. Dies bietet den Lesern bessere Identifikationsmaßnahmen mit dem Opfer Andersen (vgl. POLLAK, 2002).

Als ein zentrales Element der diskursiven Umsetzung und Vermittlung bestimmter Perspektiven ha sich dabei die Diskursform der biographischen Erzählung (in ihren unterschiedlichen Formen, die von Eigenerzählungen, über Nacherzählungen, bis zu Interviews und Nachrufe reichen) erwiesen, die nicht nur eine Nähe zu den Subjekten der Erzählung herstellt bzw. eine Identifikationsmöglichkeit mit diesen anbietet, sondern vor allem auch die Zusammenhänge [...] in den Hintergrund rückt (POLLAK 2002, 44).

Zusammenhänge zum eigentlichen Thema Doping rücken in den Hintergrund (vgl. POLLAK 2002, 44). Es findet keine genaue Berichterstattung zum Thema Doping in der NBA statt. Statt aus Solidarität seinen Fans gegenüber zum Konsum von illegalen Doping-Substanzen zu stehen, weigert sich Andersen, zu erklären, warum es zu einer derart harten Strafe kam. Da Andersen weiter in der NBA spielen möchte, schweigt er über die Substanz, die er konsumiert hat.

Chris Andersen doesn’t want to dispute the drug test that led to his suspension. He just wants to play in the NBA again.”

Laut Andersen hatte er zwar ein Alkohol Problem, aber nur zufällig zweimal harte Drogen missbraucht und dies unglücklicherweise kurz vor der Doping-Kontrolle.
Der Artikel schließt mit einem ironischen Fazit ab, der auf den Chef der NBA betrifft, der auf sein Herz hören und Andersen wieder in der NBA spielen lassen sollte. Hopefully, Stern will look toward the future, too, by having a change of heart over a glass of pineade with Andersen.
Da Andersen bereits in Denver gespielt hat und dort sehr beliebt ist, scheint dieser Artikel besonders positiv über Andersen zu berichten, um auch die Fans zufrieden zu stellen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die in den amerikanischen Artikel präsentierten Darstellungsweisen des Doping-Skandals von Chris Andersen sich deutlich von dem Spiegel-Online Artikel abgrenzen. Sie wecken die Emotionen der Leser anders als der Spiegel Artikel, der sich mit reinen Fakten und Informationen zum Thema beschäftigt, ohne Andersen als Sympathieträger zu präsentieren. Ein Grund könnte die fehlende Nähe der europäischen Leser zum NBA Profi sein. Eine objektive Darstellung der Doping - Problematik in der NBA findet in den amerikanischen Artikeln nicht statt.
foto by:dabruins07